Titelthema Zu einer Betriebsbesichtigung gehören Gespräche und ein Rundgang. Die Fotos entstanden übrigens, bevor die Corona-Pandemie zusät zliche Schut zmaßnahmen erforderlich machte. und spreche typische Gefährdungen an. In der Alten- pfle ge geht es zum Beispiel um Ergonomie beim Bewegen von Menschen, um Hautschutz, psychische Belastungen oder Infektionskrankheiten. Dazu stelle ich passende Angebote der BGW vor, wie das Rückenkolleg oder unsere Seminare für Personen mit beruflich bedingten Haut er- krankungen. Wichtig ist mir, dass genug Raum für Fragen aus dem Betrieb bleibt. Wo drückt der Schuh? Manchmal frage ich auch direkt, womit sich die letzten Sitzungen des Arbeitsschutzausschusses beschäftigt haben. Es gibt aber auch konkrete Anlässe für Ihren Besuch … Ja, unter anderem Auffälligkeiten beim Berufskrankhei- tengeschehen. Wenn ich beispielsweise sehe, dass mehrfach Hauterkrankungen im Betrieb auftraten, mel- de ich mich an und wir werfen einen Blick auf den Haut- schutzplan. Auch das Unfallgeschehen kann Anlass für einen Besuch sein. Kürzlich fielen mir drei oder vier Unfallanzeigen einer Einrichtung auf, bei denen jemand vor dem Kühlhaus gestürzt war. Ich bin hingefahren und da war eine große Stufe vor dem Eingang. Wer schwer bepackt und womöglich rückwärts herauskam, hat die vielleicht vergessen oder übersehen. Der Unternehmer und die Fachkraft für Arbeitssicherheit hatten aber be- reits eine Lösung gefunden: Ein Podest aus Beton vor dieser Stufe sorgt nun dafür, dass es hoffentlich nicht zu weiteren Arbeitsunfällen kommt. Muss man sich Sorgen machen, wenn die BGW-Auf- sichtsperson sich ankündigt? Ganz und gar nicht. Wenn ich spüre, dass die Leute mir gegenüber recht angespannt sind, schildere ich nochmal den Ablauf. Selbst wenn bei der Betriebsbesichtigung Mängel auffallen, besprechen wir diese und setzen rea- listische Ziele, bis wann sie behoben werden können. Am Ende heißt es oft: „Die kleinen Probleme sind uns vorher gar nicht aufgefallen, man wird ja betriebsblind.“ Es ist in der Tat so, dass Außenstehende manches besser erkennen. Meine Motivation ist, Lösungen aufzuzeigen, die rechtssicher sind. In 99 Prozent der Fälle höre ich bei der Verabschiedung, dass der Besuch aus Sicht der Teil- nehmenden ein Erfolg war und weitergeholfen hat. Viele fragen auch, ob sie mich anrufen können, wenn sie ein Problem haben. Natürlich dürfen sie das! Was bewegt die Betriebe im Moment, mal abgesehen von der Pandemie? Das größte Problem ist der Fachkräftemangel. Ich ver- suche, deutlich zu machen, dass die Instrumente und Maßnahmen für Sicherheit und Gesundheit im Betrieb auch dazu beitragen, Fachkräfte zu halten oder neu von sich zu überzeugen. Das wird oft nicht zusammen- gebracht, dabei ist es ein wichtiger Baustein für die Personalstrategie und spricht sich herum. Ein großes Thema ist auch die psychische Belastung. Das vorhan- dene Personal muss ja die Lücken auffangen. Dabei sind die Verantwortlichen, die Leitungen und Führungs- kräfte, selbst oft sehr erschöpft. Manche wollen sich aber nicht eingestehen, dass auch sie an ihre Grenzen stoßen. Ich bringe Tipps und Angebote mit, die für neue Perspektiven sorgen können – zum Beispiel ein Coaching der BGW. BGW magazin 2 | 22 7