Gesund im Betrieb Bjö r n M e n b e rg, BGW n W e hde, BG W Th o r s t e Eva Gerstetter, Werkstätten Esslingen-Kirchheim: "Vom Know-how der BGW zum Arbeitsschutz in Werk- stätten für Menschen mit Behinderungen haben so- wohl die Sicherheits- als auch die Qualifizierungs- maßnahmen für die schwerbehinderten Ausliefe- rungsfahrer und -fahrerinnen profitiert. " Im Plochinger Stadtteil Stumpenhof gehören sie schon fest zum Straßen bild: elektrisch betriebene Kurier fahrräder mit markanten grünen Gepäckboxen. Darauf sitzen sympa thische Fahrerinnen und Fahrer der Werkstätten EsslingenKirchheim, kurz WEK. Sie liefern Müsli, Oliven öl, Joghurt, Taschentücher – und alles andere, was der inklusive Su permarkt „Um’s Eck“ der WEK zu bieten hat. „Es ist gar nicht so selbstverständlich, dass Menschen mit Behinderung das schaffen. Denn für sie wäre manches Hinder nis, das andere einfach meistern, allein nicht zu bewältigen“, sagt Björn Menberg, Aufsichtsperson aus der BGWBezirksstelle Karlsruhe. Ein gesperrter Weg wegen einer Baustelle, eine unzufriedene Kun din, ein Käufer hat zu wenig Bargeld zu Hause – genau bei solchen Hin dernissen kommt die technische Unterstützung ins Spiel, die im Pro jekt InkluServ entwickelt wurde. Jede Fahrerin und jeder Fahrer hat ein Smartphone am Lenker. Dessen Herzstück ist ein digitales Assis tenzsystem für Auslieferungsfahr ten. Dieses sorgt für eine Touren planung, die das individuelle Fähig keitsprofil berücksichtigt. Beispiels weise wird manchmal pro Tour nur ein einzelner Haushalt statt mehre rer nacheinander angesteuert. Das senkt die physische und psychische Belastung und ermöglicht dem be treuenden Personal, die Verfassung der Beschäftigten bei jeder Rück kehr zum Supermarkt zu beurteilen. Die Navigation ist zudem durch star ke Kontraste und Formulierungen in einfacher Sprache barrierearm ge staltet. Weitere Funktionen unter stützen beim Interagieren mit Kunden und Kundinnen. Für kriti sche Situationen gibt es eine Video funktion, die bei Betätigung eine direkte Verbindung zu einer betreu enden Person der WEK aufbaut. So können sich die Fahrerinnen und Fahrer schnell helfen lassen, wenn sie mal nicht weiterwissen. Rund eine Autostunde entfernt von Plochingen sitzen Björn Menberg und Thorsten Wehde in der BGW Bezirksstelle Karlsruhe. Die Berufs genossenschaft ist im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags in Gesund heitsfragen für die WEK zuständig. Als die beiden Aufsichtspersonen von dem Forschungsprojekt erfuh ren, waren sie gleich dabei: „In sei ner Entstehungsphase haben wir InkluServ mit Informationen zu Prä ventionsmaßnahmen unterstützt“, sagt Wehde. Zahlreiche Gespräche der BGWMitarbeiter mit den Pro jektbeteiligten fanden statt, um konkret zu machen, wie sich Gefährdungen und Belastungen vermeiden lassen. „Wir sind Ge sprächspartner für die Gefähr dungsbeurteilung, die speziell für die Auslieferungsfahrten erstellt wurde und nun kontinuierlich wei tergeschrieben wird“, so Menberg. Für die BGWKollegen beweist das Projekt InkluServ, dass Inklusion, gepaart mit einer guten Geschäfts t a v i r p ; v r e S u l k n I t k e j o r P , k a y s r a P / O A I r e f o h n u a r F : s o t o F idee, ein Rezept für wirtschaftli chen Erfolg ist. Noch wichtiger ist Wehde und Menberg aber, dass In kluServ Menschen mit Behinderun gen in Arbeit bringt, idealerweise sogar als Sprungbrett in den ersten Arbeitsmarkt. Menberg drückt es so aus: „InkluServ liegt uns am Her zen, weil es vorbildlich zeigt, wie moderne Technik Menschen mit Be hinderungen im Job fördern kann.“ Und Wehde ergänzt: „Die BGW hat das Ziel, Inklusion in ihren Mit gliedsbetrieben zu fördern. Wir stel len Interessierten gern unsere Erfahrungen zur Verfügung.“ Wer macht was bei InkluServ? Die WEK Werkstätten Esslingen-Kirch- heim standen im Mittelpunkt des Pro- jekts; sie waren unter anderem für die Qualifizierung ihrer Beschäftigten ver- antwortlich. Die technische Basis des di- gitalen Assistenzsystems und die App für die Kurierfahrerinnen und -fahrer stam- men von der Aachener Firma GTS Sys- tems and Consulting GmbH, die Erfahrung aus anderen Aufträgen in der Sozialwirtschaft einbrachte. Das Fraun- hofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) leitete die Entwick- lung der Sicherheits- und Unterstüt- zungsfunktionen des Assistenzsystems. Die BGW steuerte ihr Know-how rund um sicheres und gesundes Arbeiten bei. Mehr Infos: www.bgw-online.de/inkluserv BGW magazin 2 | 23 17