Gesund im Betrieb Ergonomie als Selbstverständlich- keit – und Pflicht Einige Meilensteine hat die Johan- nesstift Diakonie Proclusio gGmbH schon geschafft: Zum neuen On- boardingprozess gehört verbindlich eine Basis-Schulung zur Ergonomie für alle neuen Mitarbeitenden. Auch „Bestands-Beschäftigte“ können an den quartalsweise durchgeführten Schulungen teilnehmen. Zusätzlich gehen die Ergo-Coaches und -Coa- chinnen in die Teams und haben sich das Ziel gesetzt, überall ein Be- wusstsein für ergonomisches Arbei- ten zu schaffen. „Es soll klar sein, dass das Sinn macht. Es soll zur Selbstverständlichkeit werden. Es ist aber auch eine Pflicht“, sagt Da- niel Löser. Umso wichtiger sei es, dass Menschen das Thema voran- treiben, die sich damit identifizie- ren können. Fachbereichsverantwortliche Kath- rin Werner sieht es ähnlich. Ein zentraler Erfolgsfaktor für das Vor- haben sei freiwilliges Engagement. „Ergo-Coaches werden nicht be- nannt oder verpflichtet. Die Ausbil- dung wird bei uns mit Interesse und Freude angenommen – wir haben eine große Resonanz und schon wieder einige Anmeldungen.“ r e n r e Kathrin W m o c . k i p e e r f : n e n o i t a r t s u l l I ; t a v i r p : o t o F Wichtig ist das nicht zuletzt, weil der Bedarf steigt. „Älter werden mit Behinderung ist ein Thema für uns“, so Werner. „Mit mehr Menschen im Rollstuhl wird ergonomisches Ar- beiten noch bedeutsamer. Wir müs- sen uns darauf einstellen, dass Menschen pflegebedürftiger wer- den. Körperlich ist es bereits heraus- fordernder für unsere Kolleginnen und Kollegen geworden.“ Bewusstsein schärfen Die Ergo-Coaches und -Coachinnen sind als Ansprechpersonen inzwi- schen bekannt, auch dank interner Kommunikationsmaßnahmen. Al- lerdings ist noch einiges zu tun. Zum Beispiel: Wie erkennen Mitar- beitende überhaupt, dass es noch Verbesserungsmöglichkeiten in ih- rem Arbeitsalltag geben könnte – um dann nachzuhaken? Wenn es nach Kathrin Werner geht, lassen sie sich künftig vielleicht auch mal beobachten. Daniel Löser und Kathrin Gohlke werden sich 2025 weiter für Be- wusstseinsschärfung in den Teams und für die Etablierung der Struktu- ren einsetzen. Sie sind zuversicht- lich, dass das Vorhaben „Ergo- Coach“ zum Erfolg wird. Vor allem, weil in der Johannesstift Diakonie Proclusio gGmbH das Engagement für die Ergonomie als gut investiert angesehen wird. „Da entsteht mitt- lerweile schon eine Anspruchshal- tung, zum Beispiel bei der Auswahl von Hilfsmitteln“, sagt Löser. „Es ist schön zu sehen, dass selbstver- ständlich wird, was eigentlich gar nicht selbstverständlich ist!“ Wie Ergo-Coaches und -Coachinnen im Alltag wirken können, weiß Wer- ner aus ihrer eigenen Zeit als Mitar- beiterin im Gruppendienst. „Ich wurde damals vom Ergonomie- Instruktor angesprochen. Er hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich beim Transfer etwas falsch mache, und mir gezeigt, wie es bes- ser geht, einfacher und rückenscho- nender.“ Das ist hängengeblieben. Hilfsmittel sinnvoll einsetzen Aus den Schulungen ergeben sich oft weitere Bedarfe der Beschäf- tigten rund um ergonomisches Ar- beiten oder bestimmte Hilfsmittel. Dann sind beispielsweise Einzel- coachings möglich. Aber das Aufga- bengebiet der Ergo-Coaches und -Coachinnen reicht noch weiter: Sie haben unter anderem den Auftrag, die vorhandenen Hilfsmittel zu ka- talogisieren und somit einen besse- ren Zugriff für die Mitarbeitenden zu ermöglichen. „Manche Einrich- tungen haben Sachen im Keller, für die anderswo Bedarf besteht“, be- richtet Daniel Löser. Es finde sich aber auch eine Lösung, wenn im in- dividuellen Fall etwas ganz anderes benötigt wird, betont Kathrin Wer- ner. „Die Ergo-Coaches sollen zu- dem neue Entwicklungen bei Hilfs- mitteln im Auge behalten – und auch mal um die Ecke denken.“ „Die Ergo-Coaches sollen auch mal um die Ecke denken.“ 20 BGW magazin 2 | 25