Titelthema Anteil ausländischer Pflegekräfte (Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit) Mangelnde Sprachkenntnisse, kulturelle Unterschiede, andere Berufsstandards: Es gibt vieles, was im pflege- rischen Alltag zur Belastung werden kann – für die Neuankömmlinge wie für das vorhandene Personal. Die Folgen sind mitunter weitreichend: Der Krankenstand steigt, Arbeit und Betriebsklima leiden, womöglich ver- lassen die frisch angeworbenen und dringend benötig- ten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder das Unter- nehmen. Umso wichtiger ist es, dass die Betriebe die Integration, und damit auch die psychische Gesundheit aller Beschäftigten und den Arbeitsschutz, aktiv för- dern. Dietermann von der mevanta Pflegegesellschaft mbH. Doch trotz der oft knapp bemessenen Personalressour- cen in der Pflege lohne sich der Aufwand. „Der Blick muss immer wieder auf das langfristige Ziel gerichtet werden. Je intensiver man heute jemanden einarbeitet und sich kümmert, desto mehr wird er oder sie in der Zukunft eine Hilfe sein.“ Der Berliner Gesundheits- dienstleister schaffte den Spagat: Für sein Integrations- konzept gewann mevanta 2017 sogar einen Sonderpreis der Bundesregierung und beschäftigt heute 210 Perso- nen, von denen rund ein Fünftel im Ausland geboren sind, darunter einige Geflüchtete. Den Neuanfang eng begleiten Integration ist kein Selbstläufer – und eine Anpassungs- phase normal. Darum sollte zu Beginn bewusst ein en- ger Kontakt zum neuen Teammitglied hergestellt werden. Neben Willkommensaktionen wie dem Abholen vom Flughafen oder einem gemeinsamen Frühstück erleich- tern regelmäßige Gespräche das Ankommen. Sie sind zudem wichtige Informationsquellen für den Betrieb: Wo bestehen Hemmnisse, Sorgen, Vorbehalte? Was ließe sich dagegen tun? Die individuellen Geschichten und Erwartungen zu kennen, hilft, Konflikte zu verhindern oder sie zielgerichteter und schneller zu lösen. Vielerorts haben sich feste Ansprechpersonen, Paten- programme oder Integrationsbeauftragte bewährt. Diese bieten häufig auch bei außerberuflichen Angelegen- heiten Unterstützung: Sie begleiten bei bürokratischen Abläufen, der Wohnungssuche und der formalen Aner- kennung des Pflegeabschlusses. Dranbleiben „Es ist ein Balanceakt, neue Mitarbeiter und Mitarbeite- rinnen gut und intensiv einzuarbeiten, ohne gleichzeitig das vorhandene Personal zu überfordern“, berichtet Lisa Auch die Charité – Universitätsmedizin Berlin kümmert sich verstärkt um die Anwerbung ausländi- scher Fachkräfte. Es dauert mindestens ein halbes Jahr, bis die neuen Beschäf- tigten im Berufsumfeld angekom- men sind, erzählt Integrations- managerin Marie-Luise Eßrich. „Viel Geduld und Offenheit sind auf beiden Seiten erforderlich. Mitunter kommt es zu Heimweh. Hier versu- chen wir, in Gesprächen für die Be- troffenen da zu sein, und unterstützen den Familiennachzug.“ Manchmal lägen Lösungen für Probleme auch näher, als man denkt. „Wir haben eine albanische Mitarbeiterin, die auf der Intensivstation der Charité begann und bei der die Ein- arbeitung schwierig war. Gespräche deckten auf, dass sie noch sehr mit dem Erlernen der Sprache und des deutschen Pflegesystems beschäftigt war. Die Arbeit auf der Intensivstation war für den Einstieg einfach zu kom- plex. Ein Wechsel auf eine periphere Station machte es ihr leichter und sie blühte auf. Mittlerweile ist sie richtig angekommen und gut integriert. Auch ihr Ehemann ist bereits in Deutschland.“ BGW magazin 3 | 19 7 t a v i r p : e t i e S e s e i d o t o F ; a n n a _ a v o n u d l o k , t a m A n o r a A , o i d u t S e m o h y a W , r i m a D , o l l e z a z a / a i l o t o F : 6 e t i e S s o t o F