Titelthema handlungen durchführt oder in Kitas langsam zum Nor- malbetrieb zurückkehren soll, ist mit unterschiedlichen Ausgangslagen konfrontiert, die gleichermaßen belas- tend sein können. Das Problem: Häufig „funktionieren“ Menschen unter Druck einige Zeit sehr gut und ignorie- ren ihre persönlichen Belastungsgrenzen – bis es zu viel wird. In der Corona-Krise kommen dabei persönliche und berufliche Aspekte zusammen – zum Beispiel auch wirtschaftliche Sorgen angesichts von Kurzarbeit und längeren Schließungen von Einrichtungen. Baustein: Eigenwahrnehmung Die individuellen Anzeichen für Überforderung fallen ver- schieden aus. Denkblockaden oder Konzentrationsmangel, emotionale Reaktionen wie Angst, Nervosität, Gereiztheit oder Panik sind ebenso möglich wie körperliche Reaktio- nen: Schweißausbrüche, Herzklopfen oder Übelkeit, ein schmerzender Rücken oder angespannte Schultern. Zeigen Körper oder Seele, dass die persönliche Belas- tungsgrenze erreicht ist, zum Beispiel, wenn die Hände zittern, die Knie weich werden, der Kopf blockiert oder sich Fehler häufen, ist es das Beste, sich vorübergehend ablösen zu lassen und eine kurze Auszeit zu nehmen. Auch bei Personalknappheit ist dies besser, als irgend- wann ganz auszufallen. Baustein: Kollegiale Unterstützung In Krisenzeiten ist es besonders wichtig, im Team aufei- nander achtzugeben, wertschätzend miteinander umzu- gehen und sich gegenseitig zu stärken. Manchmal hilft schon eine einfache Geste, wie ein verständnisvolles Nicken. Auch wenn die Abstandsregeln es erfordern, auf Distanz zu bleiben: Ein kurzer kollegialer Austausch verbindet und reduziert die eigene Belastung. Allen er- geht es ähnlich, selbst wenn das auf unterschiedliche Weise sichtbar wird – auch dies sollte man anerkennen. All das sind völlig normale Reaktio- nen auf außergewöhnliche Belas- tungen – und kein Zeichen von Schwäche oder mangelnder Kompe- tenz. Wichtig ist, sie nicht zu ver- drängen, sondern zuzulassen. Denn solche Warnsignale erinnern ein- dringlich daran, etwas für sich zu tun – etwa mittels Bewegung, Schlaf und Entspannung, durch Ge- spräche im Team, mit Vorgesetzten, Freunden und Familie oder mit einer 10-Minuten-Auszeit (siehe rechts). Wer aber trotz Erholungszeiten nicht mehr abschalten kann, sollte nicht lange warten, sondern früh- zeitig Unterstützung suchen. Baustein: Umgang mit sich selbst Oft helfen im Akutfall einfache Stra- tegien, um den Kopf wieder frei zu bekommen: zum Beispiel sich daran zu erinnern, was einen schützt und was zuvor in schwierigen Situatio- nen nützlich war. Es tut auch gut, an Entlastendes zu denken – wie das Team, auf das man sich verlas- sen kann. Oder sich auf einzelne Maßnahmen zu konzentrieren: Blut- druck messen, aufräumen und an- dere Routinetätigkeiten. Vorbeugen und gegensteuern: Was man selbst tun kann TIPP Nicht die Vielzahl der Maßnahmen zählt – sondern das, was einem persönlich am meisten hilft! In Bewegung bleiben ▸ Regelmäßig kleine Bewegungseinheiten einlegen: dehnen, spazieren gehen, Fahrrad fahren oder 10 bis 20 Minuten kraftvoll gehen Auf eine gesunde Ernährung achten ▸ Ausreichend und regelmäßig trinken, sich Zeit fürs Frühstück nehmen, in den Pausen Obst essen, auf zu viel Koffein ebenso verzichten wie abends auf Alkohol als vermeintliche Entspannungshilfe Für ausreichend Schlaf sorgen ▸ Mit Ritualen und Entspannungsübungen Abstand zum Tag schaffen, Störfaktoren meiden, Schlafzimmer gut lüften und abdunkeln, Gedanken aufschreiben, die beim Einschlafen hinderlich sind 10-Minuten-Auszeit nehmen ▸ Pausen nutzen und zusätzliche Auszeiten einbauen, um kurz „rauszu- kommen“ und abzuschalten Entspannen mit Atemübungen oder Fantasiereisen ▸ Bewusst atmen, sich gedanklich an einen schönen Ort versetzen oder in der Fantasie von einer nahestehenden Person beraten lassen: Was würde sie jetzt tun? Unterstützung suchen ▸ Kollegen/Kolleginnen und Vorgesetzte ansprechen, Angebote wie die telefonische Krisenberatung der BGW nutzen Mehr dazu: www.bgw-online.de/krisen-basics BGW magazin 3 | 20 7