Titelthema Jetzt Podcast zu BEM hören! In Folge 16 des BGW-Podcasts sprechen Tobias Ruppenthal und Anja Beste über „Keine Angst vor dem ‚BEM-Gespräch‘“. www.bgw-online.de/podcast16 So ist es nicht immer. „Häufig wird die Einladung abgelehnt“, berichtet Tobias Ruppenthal, der bei der BGW in Karlsruhe BEMBerater ist. „Da bei haben Beschäftigte keine Nach teile durch das BEMVerfahren zu befürchten, wenn es korrekt ab läuft.“ Korrekt heißt: Der oder die Beschäftigte bestimmt den Verlauf. Zum Beispiel, ob eine Diagnose als Ursache für die Fehltage offengelegt wird, ob dem ersten Gespräch weite re folgen und wer daran teilnimmt. Auch können Maßnahmen nur ge meinsam vereinbart werden. Nicht zuletzt: Informationen aus dem Ver fahren werden nur mit anderen ge teilt, wenn der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin dies wünscht. Ebenso ist die Dokumentation des Verfahrens nicht Teil der Personalakte. „Daten schutz ist grundlegend, um Vertrau en zu schaffen“, so Ruppenthal. Kein Hexenwerk Beim BEM gibt es für Betriebe also einiges zu beachten. „Ein Hexenwerk ist das aber nicht“, betont der BEM Experte und weist auf die Informa tions und Beratungsangebote der BGW für Unternehmen hin. „Richtig umgesetzt, hilft das BEM Betrieben, in Krankheitsfällen rechtzeitig das Richtige zu tun.“ Beispiele sind eine stufenweise Wiedereingliederung mit reduzierter Stundenzahl oder eine ergonomische Umgestaltung des Arbeitsplatzes, etwa durch Hebe hilfen. Häufig können im BEM pass genaue Schulungsangebote der BGW zu Stressreduktion, Rückenleiden und Hauterkrankungen genutzt wer den. „So lassen sich Fehlzeiten von Beschäftigten verringern, deren Knowhow für den Betrieb sichern und gleichzeitig die Motivation stei gern. Das gilt auch für Beschäftigte mit psychischen Problemen, die im mer häufiger Grund für Fehlzeiten sind“, betont Ruppenthal. In BEMVerfahren entstehen auch Ideen, die nicht nur einer Person zu gutekommen, sondern zur Gesund er haltung vieler Beschäftigter bei tragen. Dann greifen Prävention und Rehabilitation ineinander, wie vom Gesetzgeber vorgesehen. Im Isar Klinikum meldeten sich Mitarbei tende einer Station häufiger auf grund orthopädischer Beschwerden krank beziehungsweise baten um Ein satz auf einer anderen Station. Bei BEMGesprächen zeigte sich, dass ein Teppichboden das Schieben von Krankenbetten, Rollstühlen, Speise wagen und medizinischen Geräten erheblich erschwerte. Ein neuer Bo den belag erleichterte allen die Arbeit. Nicht immer von null auf hundert Viele Betriebe fragen sich, ob das BEM bei Überschreitung der Fehlta ge von sechs Wochen immer ange boten werden muss – zum Beispiel, wenn jemand wegen einer Krebs erkrankung länger fehlen wird und dies bereits offengelegt hat. Die Ant wort lautet: Ja, es müssen alle gleich behandelt werden. Oder wie sollte die Leitung erklären, dass einige Personen zum BEM eingeladen wer den, andere nicht? Und auch wenn die Gründe für Fehlzeiten bekannt sind, ist es grundsätzlich sinnvoll, miteinander über die Rückkehr zu sprechen. Dabei kann schon festge legt werden, was zu organisieren ist, falls die Leistungsfähigkeit nach Ende der Krank schreibung nicht direkt hundertprozentig wiederher gestellt sein sollte. BGW magazin 3 | 21 7