t a v i r p : t ä r t r o P Die Belastung summiert sich auf. Im schlimmsten Fall kann das weitrei chende Folgen haben. Seit Kurzem findet sich in der Berufskrankhei tenliste – dem Verzeichnis der in Deutschland anerkannten Berufs krankheiten (BK) – als neue BK 2117 die „Läsion der Rotatorenmanschet te der Schulter“. Diese Diagnose be zieht sich auf Schäden an den Mus keln und Sehnen rund um das Schultergelenk, die durch langjähri ge, intensive Belastung entstehen können. Die Abnutzungserschei nungen äußern sich in Sehnenein rissen oder komplettem Sehnenriss. Betroffene klagen über ziehende, stechende Schmerzen, vor allem auch nachts, beim Liegen auf der betroffenen Schulter. Die Schmer zen können in den Nacken und Oberarm ausstrahlen. Die Beweg lichkeit ist eingeschränkt. Eine Berufskrankheit kann vorlie gen, wenn lange Zeit Tätigkeiten mit folgenden Risikofaktoren ausgeübt wurden: ▸ Arbeiten mit den Händen auf Schulterniveau oder darüber ▸ häufig wiederholte Bewegungs abläufe des Oberarms im Schul tergelenk ▸ Arbeiten, die eine Kraftanwen dung im Schulterbereich erfor dern, insbesondere das Heben von Lasten ▸ HandArmSchwingungen Tipps für Beschäftigte ▸ Eigenen Arbeitsalltag beobachten: Wie oft kommen „Überschulterarbeit“ oder Tätigkei- ten mit Kraftanwendung im Schulterbereich vor? Lässt sich mehr Abwechslung einbauen? ▸ Haltung korrigieren: Bewusst aufrichten, Schultern entspannen, zwischendurch die Schulterblätter nach hinten unten ziehen. ▸ Austausch suchen: Was fällt anderen auf? Wie machen sie es? Gegenseitig korrigieren und inspirieren. Gesund im Betrieb Arbeitsplatz anpassen, Ausgleich schaffen Ein wichtiger Faktor ist aber auch die Arbeitsorganisation – und dass Beschäftigte vorhandene Möglich keiten tatsächlich ausschöpfen. In der Kranken und Altenpflege kann es beispielsweise hilfreich sein, im Team die richtige Haltung beim Transfer sowie die Nutzung von Hilfsmitteln zu trainieren. Gesund heitspädagoge Krehl hat das Bei spiel Friseursalon vor Augen: „Din ge, die man häufig braucht, sollten nicht oben im Regal gelagert wer den. Shampoo, Handtücher und Ähnliches sind besser griffbereit auf Tischhöhe platziert. Und den Bedienstuhl jedes Mal auf die pas sende Höhe einstellen!“ Krehl empfiehlt auch, Pausenzeiten richtig zu nutzen: „Der Körper benö tigt Ausgleich zur bewegungseinge schränkten Haltung während der Arbeit. Wer stattdessen länger aufs Handy schaut, sorgt für zusätzliche Belastung. Viele ziehen die Schul tern eher hoch, neigen sich vor, stre cken das Kinn nach vorn. Besser ist es, rauszugehen, aktiv zu werden, sich aufzurichten und vor allem die SchulterNackenMuskulatur zu dehnen.“ Das gilt auch für die Frei zeit: „Laufen ist toll, aber wer beruf lich Belastungen des Schulterappa rats ausgesetzt ist, sollte mit mode ratem Training gezielt etwas für den Oberkörper tun.“ l h mas K r e o h T Tätigkeiten prüfen In Tätigkeitsfeldern wie Friseur handwerk, Zahn und Tiermedizin wirkt sich in erster Linie die „Über schulterarbeit“ aus. Dagegen haben beispielsweise Beschäftigte in der Kranken und Altenpflege viel mit dem Bewegen von Menschen zu tun – Stichwort: Handhaben von Lasten. Hier gilt es, insbesondere Transfers ergonomisch zu gestalten und die Kraftanwendung durch schweres Heben zu reduzieren. Hier wie dort sind sowohl Betriebe als auch Mitarbeitende gefordert, ihren Beitrag zu leisten, damit es nicht zur Erkrankung kommt. So lässt sich zwar kaum vermeiden, dass im Friseursalon die Haare der Kundschaft mit erhobenen Händen schön gemacht werden. Oder dass zahnärztliche Behandlungen in un günstigen Haltungen auch mal län ger dauern. Aber wie oft, in welcher Reihenfolge und wie die Tätigkeiten ausgeführt werden, ist eben doch beeinflussbar. Genauso wie zum Beispiel der Hilfsmitteleinsatz in der Pflege Belastungen vermindern kann. Am Anfang steht die entscheidende Frage: Wo liegen eigentlich gesund heitliche Risiken vor? Antwort gibt die Gefährdungsbeurteilung. Mit ihr ermitteln die Verantwortlichen im Betrieb, wie wahrscheinlich Gefähr dungen bei den jeweiligen Tätigkei ten sind und welche Schutzmaß nahmen erforderlich sind. Das fängt bei technischen Maßnahmen an, wie dem Einsatz von Hilfsmitteln und der ergonomischen Ausstattung am Arbeitsplatz. „Im Friseursalon ist der Spiegel eine tolle Hilfe, um die eigene Haltung zu überprüfen. Ansonsten einfach mal an eine Wand stellen, um die Aufrichtung zu üben!“ 3 | 25 BGW magazin 21