Gesund im Betrieb Ralf Kaulbersch „Für mich ist es besonders wichtig, sich selbst gut zu kennen, zu wissen, was das mit einem macht und was einem da guttut.“ „Helena, 35 Jahre. Brustkrebs. Mut- ter von zwei kleinen Kindern, die oft zu Besuch kommen.“ Das berührt in mehrerlei Hinsicht: „Da steht Hospiz drüber“, beginnt eine Teil- nehmerin. „Sie ist gut aufgehoben. Aber sie ist zu jung.“ Jemand er- gänzt: „Dass den Kindern ihre Mut- ter entrissen wird, das hat mich be- sonders berührt.“ Guide Ralf Kaulbersch fasst zusam- men: „Manchmal hat man selbst schon ähnliche Situationen erlebt, hat Verbindungen im eigenen Leben oder einfach ein ähnliches Alter. Das zu erkennen, ist schon ein ers- ter Teil der Selbstpflege.“ Sein Fazit: „Für mich ist es besonders wichtig, sich selbst gut zu kennen, zu wis- sen, was das mit einem macht und was einem da guttut.“ Im Raum „Selbstfürsorge“ lassen sich eigene Kraftquellen entdecken – zum Beispiel das persönliche Abschiedsritual. Svenja Uhrig sieht es genauso. „Wir dürfen auch Gespräche beenden“, sagt sie – und hat gleich noch eine Formulierungsidee: „Lassen Sie uns an dieser Stelle das Gespräch been- den. Ich komme morgen noch mal wieder.“ Deutlich wird im Aus- tausch zwischen Besuchergruppe und Guides auch: Bei der Kommuni- kation ist nicht nur wichtig, was ge- sagt wird – sondern ebenso, wie man es sagt. Einschließlich der Kör- persprache. Auf Ungewissheit gefasst sein Im Umgang mit Sterbenden kommt oft erschwerend eine typische Unge- wissheit dazu: In welcher der fünf Sterbephasen nach Elisabeth Küb- ler-Ross, die viele aus ihrer Ausbil- dung kennen, befindet sich die Per- son gerade? Nicht-Wahrhaben-Wol- len? Zorn? Verhandeln? Depression? Akzeptanz? Svenja Uhrig macht darauf aufmerk- sam, dass die Sterbephasen nicht immer der Reihe nach ablaufen, sondern hin- und herspringen kön- nen. „Man weiß darum häufig nicht, woran man gerade ist“, erläutert sie. „Da öffnet sich vielleicht jemand im Gespräch in Richtung Akzeptanz und wir denken: Schön, jetzt kann man daran arbeiten. Und am nächs- ten Tag steckt derselbe Mensch voll in der Depression.“ Sich selbst gut kennen Ebenso wichtig wie der würdevolle Umgang mit dem sterbenden Men- schen ist es, die eigene psychische Belastung als Pflegekraft, Arzt oder Ärztin, Therapeut oder Therapeutin in Grenzen zu halten und gut zu be- wältigen. In der Ausstellung „In Würde Ab- schied nehmen“ tauschen sich die Besucherinnen und Besucher an- hand kleiner Beispielgeschichten darüber aus, wie verschiedene Schicksale sterbender Menschen sie berühren. In einer Gruppe wählen mehrere die Geschichte von Helena: 12 BGW magazin 4 | 24