in Beckenbodentraining mit YOUNG CARE?“ Carlotta war anfangs skeptisch, als wir sie fragten, ob sie Lust hätte, uns bei diesem Thema zu unterstützen. „Mir war erst nicht so richtig klar, was das mit meiner Ausbildung zur Altenpflegerin zu tun hat. Aber ich dachte mir: Warum nicht? Ich bin dabei!“, erinnert sich die 19-Jährige. Sie packt ihre Sportklamotten zusammen und macht sich aus Hamburg auf den Weg nach Frankfurt. Dort trifft sie BGW-Expertin Ilka Graupner, die für heute eine Trainingseinheit mit verschiedenen Übungen vorbereitet hat. Die gelernte Physio- therapeutin arbeitet schon seit vielen Jahren als Medizinpädago- gin bei der BGW. Sie will mit Carlotta und anderen Azubis einen Muskel trainieren, der bei den meisten Sportarten nicht im Fokus steht: den Beckenboden. Und um direkt zu Beginn mit einem Vor- urteil aufzuräumen: „Das ist nicht nur ein Thema für Mädels“, so die Expertin. Denn ein starker Beckenboden stabilisiert nicht nur die ganze Körperhaltung und beugt Rückenschmerzen vor. Er sorgt auch dafür, dass Mann und Frau Sexualität deutlich inten- siver erleben. Ein Training mit Übungen, wie du sie auf den nächs- ten beiden Seiten findest, lohnt sich also für alle. Worum geht’s hier eigentlich? Bevor der schweißtreibende Teil beginnt, steht erst noch ein bisschen Theorie auf dem Plan. Ilka Graupner zeigt an einem Skelett, wo der Beckenboden überhaupt ist. „Damit ihr euch alle einmal vorstellen könnt, wie das bei euch selbst aussieht, machen wir jetzt eine kleine Übung“, erklärt die Expertin und verteilt große weiße Zettel und Stifte an die Azubis. „Setzt euch mal auf das Blatt. Mit einer Hand erfühlt ihr, wo euer Scham- bein ist. Hebt nun den Po an und macht genau dort ein Kreuz aufs Blatt. Dann markiert ihr auch die Stellen, wo eure Sitz- beinhöcker und euer Steißbein das Blatt berühren. Steht wie- der auf und verbindet alle Kreuze miteinander – und schon habt ihr ein Bild eures Beckenbodens.“ Carlotta schaut erstaunt auf ihre Zeichnung: „Ziemlich cool. Jetzt kann ich mir viel besser vorstellen, worum es geht.“ In dem aufgezeichne- ten Kreis befinden sich die Muskelschichten des Beckenbo- dens. Diese sorgen laut Graupner dafür, dass alle Organe da bleiben, wo sie hingehören. Wenn er nicht stark genug ist, kann das eine Kettenreaktion zur Folge haben: eine schiefe Körperhaltung, Rücken- oder Gelenkschmerzen bis hin zu Inkontinenz. „In meinem Job kann ich jede Unterstüt- zung für den Rücken gebrauchen. Bewohnerinnen umzu- betten oder Bewohnern beim Aufstehen zu helfen, ist manchmal belastend. Da ist es gut zu wissen, dass ein gut trainierter Beckenboden mich dabei unterstützen kann“, so die Auszubildende. Auch privat den Rücken gestärkt bekommen In ihrer Freizeit geht Carlotta Bouldern und Klettern. Eine gute Basis für die Arbeit, denn dabei lernt man Kräfte öko- nomisch einzusetzen – perfekt für den Pflegeberuf. Mit den Übungen, die sie jetzt kennenlernt, kann sie zusätzlich ihre Körpermitte stärken. „Dass ich mich überhaupt einmal mit solchen Übungen beschäftigen würde, hätte ich vor zweieinhalb Jahren nicht gedacht“, erinnert sich die Aus- zubildende in einer Trinkpause. Damals ging sie in die zehnte Klasse. Ihre Noten waren nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Aber es hätte wohl auch fürs Abitur aus- gereicht. Doch Carlotta war unglücklich: Die Schule machte ihr keinen Spaß mehr. Ein Studium nach dem Abi konnte sie sich auch nicht vorstellen. „Aber irgendwas musste ich ja tun. Ich hätte ja nicht einfach daheim bleiben können“, erklärt Carlotta. Über viele Wochen hinweg machte sie sich damals Gedanken, wägte ab. Wenige Tage vor dem Bewer- bungsschluss für ein Freiwilliges Soziales Jahr fasste sie sich ein Herz und füllte den Bewerbungsbogen aus. „Ich konnte mir gut vorstellen, mich um Kinder zu kümmern. Also kreuzte ich verschiedene Kitas an, bei denen ich mein FSJ machen wollte. Kurz bevor ich den Zettel in den Umschlag steckte, machte ich zur Sicherheit noch ein Kreuzchen beim Senioren- zentrum Billetal der AWO Hamburg. Dass dieser kurze Reflex meine Zukunft verändern würde, habe ich nicht geahnt. Denn am Ende war das Pflegeheim die einzige Einrichtung, in der ich einen Platz bekam“, so Carlotta. Heute macht sie im gleichen Haus ihre Ausbildung und ist sehr glücklich. Einen anderen Job kann sie sich gar nicht mehr vorstellen. Deshalb freut sie sich auf den zweiten Teil des Trainings, denn für ihren Traumjob will sie sich möglichst lange fit halten. m l e h l i W a n e r e V : t x e T / / o k n e l a v o K a n e l O , e j o l i m / x a M 4 / h t i m S n h o J / m o c . e b o d a . k c o t s / a i l o t o F , y l e k e z S a n a O / v d w : n e n o i t a r t s u l l I / s o t o F von vorne Steißbein Schambein Sitzbeinhöcker Der Beckenboden besteht aus Muskeln, Bändern und Binde- gewebe und verschließt das Becken. Die Muskulatur setzt sich aus drei Schichten zu - sammen: Die obere ist sehr stabil und hält die Organe. Die mittlere Schicht verläuft zwischen den Sitzbeinhöckern und liegt direkt unter der Blase. Die untere Schicht legt sich wie eine Acht um die Schließ - muskeln des Afters und der Harnröhre und wird von den beiden anderen verdeckt. mittlere Muskelschicht obere Muskelschicht YOUNG CARE // Ausgabe 4 | 2018 5