Mehr wissen Einrichtungen und Beschäftigte erhalten von der BGW Unterstützung in Sachen ge- sunder Rücken: • Organisationsberatung zur Prävention von Rückenbeschwerden • Seminarangebote (für Entscheidungs- träger in den Unternehmen) • spezielle Angebote für Beschäftigte mit berufsbedingten Rückenbeschwerden (Rückensprechstunde, Rückenkolleg) Infos unter: www.bgw-online.de, Suche: Rückenberatung. Weitere Informationen der BGW zum For- schungsprojekt CUELA finden sich unter www.bgw-online.de, Suche: CUELA. Auch im Bad sollte eine aufrechte Haltung eingenommen werden: Am besten geht das mit einem Arbeitshocker (Bild 3). 1 2 3 Fotos:BGW Voraussetzungen für aufrechte Haltung schaffen Was die Studien eindeutig belegten, ist das hohe Entlastungspotenzial durch ein auf- rechteres Arbeiten bei der Grundpflege. Bislang arbeiten Pflegende häufig in un- günstigen Körperhaltungen. Dr. Sonja Frei- tag weist darauf hin, dass dies zum Teil an den örtlichen Gegebenheiten liegt: „Bei der Grundpflege mit aufgerichtetem Oberkörper zu arbeiten, setzt voraus, dass die Pflege- zimmer mit höhenverstellbaren Betten und die Badezimmer mit Hockern ausgestattet sind.“ Hier sind die Einrichtungen gefordert. Für die Grundpflege im Bad bietet sich der Hocker vor allem für das Versorgen von Bei- nen und Füßen an. „Dann müssen sich die Pflegekräfte bei diesen Aufgaben weder im Stehen stark nach unten beugen noch vor dem Patienten auf dem Boden knien, was beson- ders für ältere Pflegekräfte problematisch sein kann“, erklärt Freitag. Hinzu kommt noch ein ganz anderer Aspekt: „Wenn die Pflege- kraft auf einem Hocker sitzt, begegnet sie dem Patienten auf Augen- und Ohrenhöhe – was gerade bei Patienten mit Seh- oder Hör- schwäche die Kommunikation erleichtert.“ Doch nicht nur die Gegebenheiten vor Ort beeinflussen die Arbeitsweise und Belastung der Pflegekräfte. Diese müssen auch wissen, welch großen Einfluss die Arbeitshöhe am Pflegebett auf ihre Muskel-Skelett-Belastung hat und welche Höhe die richtige ist. „Der allgemeine Tipp mit der Leistenhöhe sollte dabei möglichst noch einmal mit dem indi- viduellen Pflegeansatz abgeglichen werden“, schränkt Dr. Sonja Freitag ein. „Beispiels- weise sollte bei Pflegekräften, die kinästhe- tisch arbeiten, die Betthöhe an den Arbeits- stil angepasst werden.“ Und natürlich sollten alle Beteiligten in der Einrichtung wissen, dass das regelmäßige Anpassen der Bett- höhe kaum Zeit kostet. Diese Wissenslücken zu schließen und die Pflegenden bei der Umsetzung im Berufsall- tag zu unterstützen, ist ein wichtiges Hand- lungsfeld für Pflegeeinrichtungen. Präventionskonzepte anpassen Bislang konzentrieren sich die Einrichtun- gen beim Planen von Präventionsmaßnah- men in Sachen Rücken oft auf den Patien- tentransfer und schweres Heben und Tragen. Für Dr. Sonja Freitag ist klar, dass diese isolierte Betrachtung zu kurz greift: „Tat- sächlich fällt viel weniger Zeitaufwand für diese Tätigkeiten an als insgesamt für das Arbeiten in vorgeneigter Körperhaltung. Ein- richtungen, die etwas für die Rückengesund- heit der Pflegenden tun wollen, sollten also in jedem Fall auch auf die Arbeitsweise, zum Beispiel bei der Grundpflege, achten.“ Die Studien zeigten dabei, dass dies umso wich- tiger wird, je höher der Pflegeaufwand für Patienten und Bewohner ist. Das Forschungsvorhaben endet damit aber nicht, verrät Freitag noch: „Wir untersuchen jetzt, ob sich mit einem Seminar bei den Pflegekräften ein Bewusstsein für ungüns- tige Körperhaltungen und daraus entstehen- de Belastungen schaffen lässt. Das Seminar soll zugleich Strategien und Hilfsmittel vor- stellen, mit deren Hilfe sich die Belastun- gen gerade bei alltäglichen Pflegetätigkei- ten verringern lassen.“ Sandra Bieler, Anja Hanssen 9BGW mitteilungen 04 | 2014 Titelthema