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BGW mitteilungen 04_2014

Dreimal die gleiche Pflegesituation: Ist das Bett auf Kniehöhe der Pflegekraft eingestellt, führt dies zu deutlichen Belastungen für das Muskel-Skelett-System (Bild 1). Auf Oberschenkelhöhe schaut es bereits besser aus (Bild 2), doch erst auf Leistenhöhe können die Pflegenden in annähernd aufrechter Haltung arbeiten und so ihren Rücken entlasten (Bild 3). 1 2 3 Zur Klärung wurden in drei aufeinander aufbauenden Studien insgesamt 26 Kran- kenpflegekräfte und 21 Altenpflegekräfte beobachtet – teils direkt während der Früh- schichten an ihrem Arbeitsplatz, teils bei ausgewählten Grundpflegeabläufen unter Laborbedingungen. Alle Probanden trugen ein spezielles Messsystem zur Erfassung von Körperhaltungen – genannt CUELA (com- puterunterstützte Erfassung und Langzeit- analyse von Muskel-Skelett-Belastungen). Zwölf Probanden aus der Altenpflege gaben ergänzend Auskunft über die empfundene Anstrengung bei den durchgeführten Grund- pflegetätigkeiten. Ins Visier genommen wurden Neigungen des Oberkörpers, die mehr als 20 Grad betragen (siehe Grafik Seite 8): Die erste Studie hatte ergeben, dass unter der Vielzahl belastender Haltungen, die Pflegekräfte einnehmen, das vorgeneigte Arbeiten besonders häufig vor- kommt. Aufrechte Haltung entlastet „Nach aktuellem Wissensstand sind Ge- lenkstellungen im neutralen Bereich am günstigsten“, erläutert Dr. Sonja Freitag von der BGW, die als Projektleiterin die Studien durchführte. „Vorneigungen des Oberkörpers zwischen 0 und 20 Grad bedeuten, dass der Oberkörper zumindest annähernd aufrecht gehalten wird. Hier ist der Druck auf die Bandscheiben noch relativ gering.“ Anders sieht es bei stärkeren Neigungen aus, so Freitag weiter: „Eine um 20 bis 60 Grad vorgeneigte Haltung ist nur unter bestimm- ten Bedingungen akzeptabel. Man sollte sich insbesondere nicht dabei drehen, der Oberkörper sollte zum Beispiel durch Auf- legen der Unterarme abgestützt werden und vor allem sollte es nicht zu häufig vorkom- men. Ein Richtwert ist: durchschnittlich nicht mehr als zwei solcher Vorneigungen pro Minute während einer Arbeitsschicht.“ Neigungen über 60 Grad werden generell als kritisch definiert. Ungünstige Haltungen im Pflegealltag weit verbreitet Von den ersten Messungen an wurde deut- lich: Pflegende nehmen häufig ungünstige Haltungen ein, die das Muskel-Skelett-Sys- tem belasten. So wurden auf verschiede- nen Stationen im Krankenhaus im Schnitt 3,5 Neigungen über 20 Grad pro Minute ge- zählt. Insgesamt ergab sich daraus eine Ge- samtdauer von 72 Minuten pro Person und Schicht. Weit über 200-mal handelte es sich zudem um sogenannte statische Neigun- gen, die länger als vier Sekunden dauerten. Starke Neigungen über 60 Grad wurden 175-mal gezählt. Hinzu kamen häufige seit- liche Neigungen und Drehungen. Der Vergleich von Kranken- und Altenpflege zeigte weiterhin, dass Altenpflegekräfte rund ein Drittel mehr Neigungen über 20 Grad aus- führen und fast doppelt so lange in vorge- neigter Haltung arbeiten wie Pflegekräfte im Krankenhaus. Krankenpflegekräfte verbrin- gen demnach durchschnittlich eine Stunde und Altenpflegekräfte durchschnittlich zwei Stunden pro Schicht in vorgeneigter Haltung. Das Forschungsprojekt ergab zudem, dass vor allem die Tätigkeiten der Grundpflege zu häufigen Oberkörperneigungen führen. Grundpflege, Bettenmachen und Aufräum- oder Putzarbeiten waren zugleich der häu- figste Anlass für starke sowie für statische, also länger anhaltende Neigungen. Einflussfaktor Arbeitshöhe Was aber lässt sich tun, um die Belastungen zu reduzieren? In den Studien erwiesen sich die eingestellte Betthöhe sowie die Arbeits- weise im Bad als wichtige Einflussfaktoren. Wurde das Bett höhergestellt, arbeiteten die 7BGW mitteilungen 04 | 2014 Titelthema

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